Sebastian Kruschwitz

‚Skin Tears‘ sind traumatische Hautverletzungen, die oft bei betagten Menschen auftreten, deren Haut weniger belastbar ist (fragile Altershaut).1, 2 Die richtige Behandlung ist entscheidend, um die Heilung zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden. Endoform® ist eine einzigartige extrazelluläre Matrix (EZM), die hierbei alle Phasen der Heilung unterstützt.3

Sebastian Kruschwitz, Wundexperte/Pflege­therapeut Wunde (ICW), ZBI, Berlin

‚Skin Tears‘ sind Hautverletzungen, die häufig bei alten Personen aber auch bei Neugeborenen auftreten können, da deren Haut nicht mehr oder noch nicht voll belastbar ist. Laut ISTAP* werden dabei die Hautschichten – Oberhaut (Epidermis) und Lederhaut (Dermis) – voneinander oder vom darunter liegenden Gewebe getrennt, oft durch Scherkräfte, Reibung oder stumpfe mechanische Einwirkungen.1 Laut Studien werden solche Hautverletzungen oft als ‚Bagatellwunden‘ unterschätzt und falsch diagnostiziert, was zu Komplikationen wie Schmerzen, Infektionen und chronischen Wunden führen kann.1

Anwendung der extrazellulären Matrix

Einige wichtige Schritte bei der Anwendung der extrazellulären Matrix (EZM, Endoform®) sind:

  • Vorbereiten: Das Wundbett gründlich reinigen.
  • Anwenden: Endoform® passend für die Wunde steril zuschneiden und in die Wunde platzieren (Abb. 2).
  • Abdecken: Den Verband mit einem ge­eigneten Sekundärverband befes­tigen.

Die verbliebene Anwesenheit der EZM im Wundbett kann als Hinweis für die erforderlichen Verbandwechsel dienen. Bei trockenen oder dehydrierten Wunden kann die Befeuchtung mit Hydrogel in Erwägung gezogen werden. Stark exsudative Wunden erfordern einen absorbierenden Sekundärverband.3 Die EZM dient als Gerüst für Zellen und wirkt bei erhöhten Proteasemengen als „Opfersubstrat“.3 Beim Verbandwechsel sollte das Gerüst geschont werden, indem die Wundoberfläche sanft gespült wird, um Restmengen der Matrix und eingewanderte Zellen zu erhalten. Die Kombination aus der EZM und sorgfältiger Wundpflege kann dazu beitragen, Skin Tears effektiv zu behandeln und die Heilung zu fördern. Da die Intervalle für den Verbandswechsel deutlich verlängert werden können, ist dieses moderne Wundmanagement zugleich wirtschaftlich effizient.4-6

Fallbeispiel

Skin Tears bei einer 81-jährigen, bettlägerigen Patientin mit hochgradig fragiler Altershaut, Tracheostoma, perkutaner endoskopischer Gastrostomie (PEG) und Harn- und Stuhlinkontinenz sowie den Diagnosen:

  • autoimmunhämolytische Anämie
  • cerebrale Hypoxie
  • Infektanämie
  • posthypoxische Myoklonien
  • Zeit nach chronischer respiratorischer Insuffizienz
  • symptomatische Epilepsie.

Wundverlauf: Zum Akutereignis kam es bei einer pflegerischen Intervention zu SkinTears der Kategorie II (teilweiser Gewebeverlust) nach ISTAP. Die Wunde befand sich am linken Unterschenkel, mit der typischerweise starken blutigen Exsudation (Abb. 1). Die Wunde wurde vorsichtig gereinigt einschließlich des Wundrandes und der Wundumgebung. Die EZM wurde auf die Wundfläche platziert (Abb. 2). Die Wunde wurde mit einer haftenden, superabsorbierenden Wundauflage mit Silikon-Wundkontaktschicht (z. B. Zetuvit® Plus Silicone Border) abgedeckt. Der Verbandwechselintervall betrug hier genau 10 Tage. Nach vorsichtigem Ablösen des Verbands konnte man eine vollständige Deckung und Epithelisation der Wunde erkennen (Abb. 2 und 3). Deutlich sieht man in Abb. 3 noch den Bogen der Exsudatklappen der EZM, die es dem Exsudat ermöglichen in den Sekundärverband zu treten, also eine Durchlässigkeit des Exsudats gewährleisten. In Abbildung 4 ist die linke Wunde des Defekts vergrößert abgebildet.

Bilder: Sebastian Kruschwitz / ZBI

Abb. 1: Skin Tears, Aufnahmestatus

Abb. 2: Skin Tears mit platzierter extrazellulärer Matrix (Endoform®)

Abb. 3: Nach 10 Tagen beschriebener Wundbehandlung

Abb. 4: Vergrößerung der vollständigen Deckung an der linken Wunde

Diskussion

Bei solchen Defekten, die sich leider nicht immer im pflegerischen Alltag vermeiden lassen, kann die beschriebene Vorgehensweise bei der Wundversorgung den Vorteil einer deutlich schnelleren Epithelisation bieten, was darüber hinaus sehr ökonomisch für unser heutig finanziell belastetes Gesundheitssystem sein kann.

Autor:
Sebastian Kruschwitz, Fachbereichsleitung Wundmanagement (Wundexperte/Pflege­therapeut Wunde ICW), Zentrum für Beatmung und Intensivpflege GmbH (ZBI), Franz-Jacob-Str. 4D,
10369 Berlin.

* International Skin Tear Advisory Panel
1 www.skin-tears.org
1 www.wundzentrum-hamburg.de/wp-content/uploads/Standards/09-2021/WZ-BS-015-V01-Hauteinrisse-Skin-Tears.pdf
2 www.micromedical.de/wp-content/uploads/2022/01/Endoform-Benutzerleitfaden-Micromedical.pdf
3 www.convatec.com/de-de/wundversorgung/blog/pergamenthaut-und-skin-tears/
4 www.molnlycke.de/unsere-expertise/expertenwissen-moderne-wundversorgung/skin-tears-einrisse-fragiler-haut-erkennen-behandeln-und-vermeiden/
5 www.unispital-basel.ch/dam/jcr:0844e818-5e8e-41cc-b77f-33390a26d2b5/6_Skin_Tears.pdf

Extrazelluläre Matrix Endoform® Dynamische Wechselwirkungen zwischen Wachstumsfaktoren und extrazellulärer Matrix (EZM) sind ein wesentlicher Bestandteil der Wundheilung. In akuten und chronischen Wunden kann die EZM fehlen, strukturell beschädigt oder nicht mehr funktionsfähig sein. Der Körper bildet Fibroblasten und andere Zelltypen, um die Reparatur der EZM zu ermöglichen.

Ohne funktionellen Anstoß durch EZM-Komponenten kann Wundheilung nicht vorangehen. Bei der schonenden Herstellung von Endoform® aus dem Vormagen des Schafs bleibt die natürliche Struktur der wichtigen, heilungsfördernden Proteine erhalten, während alle Allogene eliminiert werden. Es wird dabei auf hohe Temperaturen und scharfe Chemikalien verzichtet, um das Gewebe in seinem natürlichen Zustand zu erhalten. Als extrazellulläre Matrix kann Endoform® in allen Wundheilungsphasen eingesetzt werden.