Sebastian Kruschwitz
Druckulzerationen, auch bekannt als Dekubitus oder Druckgeschwüre, sind Haut- und Gewebeschäden, die durch anhaltenden Druck auf die Haut entstehen. Bei Alkoholikern mit ausgeprägter Kachexie, einem Zustand extremer Abmagerung und Muskelschwund, treten diese Ulzerationen häufig auf und stellen eine ernsthafte gesundheitliche Herausforderung dar.
Ein Dekubitus entsteht durch langanhaltende, unphysiologisch hohe Druckwirkung in Kombination mit Scherkräften auf die Haut und das darunter liegende Gewebe, was zu einer Minderdurchblutung und lokalen Schädigung führt. Besonders gefährdet sind Körperstellen mit wenig Polsterung durch Fett oder Muskeln, meist über Knochenvorsprüngen. Ursache ist oft Immobilität. Eine Prophylaxe ist daher besonders wichtig.
Ursachen und Risikofaktoren
Bei Alkoholikern mit Kachexie sind mehrere Faktoren für die Entstehung von Druckulzerationen verantwortlich:
- Mangelernährung: Chronischer Alkoholkonsum führt oft zu Mangelernährung, da Alkohol die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigt und den Appetit verringert. Dies schwächt die Haut und das Gewebe, wodurch sie anfälliger für Druckschäden werden.
- Vernachlässigung der Körperpflege: Alkoholabhängige vernachlässigen häufig ihre Körperpflege, was das Risiko für Hautinfektionen und Druckulzerationen erhöht.
- Eingeschränkte Mobilität: Alkoholiker mit Kachexie sind oft körperlich geschwächt und weniger mobil, was den Druck auf bestimmte Körperstellen erhöht und die Durchblutung beeinträchtigt.
Symptome und Komplikationen
Druckulzerationen beginnen oft mit Rötungen und Schmerzen an den betroffenen Stellen. Ohne Behandlung können sie sich zu tiefen Wunden entwickeln, die bis auf die Knochen reichen.
Kachexie äußert sich durch extreme Abmagerung, Muskelschwund und allgemeine Schwäche. Beide Zustände können zu schweren Komplikationen führen, darunter Infektionen, Sepsis und eine verlängerte Heilungsdauer aufgrund des geschwächten Immunsystems.
Behandlung und Prävention
Die Behandlung von Druckulzerationen und Kachexie bei Alkoholikern erfordert einen ganzheitlichen Ansatz:
- Medizinische Versorgung: Regelmäßige Wundreinigung und der Einsatz von Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionen sind entscheidend.
- Ernährungsunterstützung: Eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel sind notwendig, um den Nährstoffmangel zu beheben und die Kachexie zu behandeln.
- Verbesserung der Mobilität: Physiotherapie und spezielle Lagerungstechniken können helfen, den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren.
- Suchtbehandlung: Eine erfolgreiche Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist unerlässlich, um die allgemeine Gesundheit zu verbessern und das Risiko weiterer Ulzerationen und Kachexie zu verringern.
Fallbeispiel
Ein 46-jähriger Patient, Selbstversorger, eine Tochter, ein Hund, von Beruf Kaufmann und trockener Alkoholiker weist folgende Diagnosen auf:
- Aszites
- Äthytoxische Lebezirrhose
- chronische Niereninsuffizienz
- Diabetes mellitus Typ 2
- Intrazerebrale Blutung links frontoparietal bei zwei mykotischen Aneurysmata mit unkaler Herniation
- Invasive zerebrale Aspergillose
- Mediastinale Lymphadenopathie, rechter Hilus
- Ösophagusvarizen
- paragastrale Varizen
- Nikotinabusus
- Z. n. Alkoholabusus.
Abb. 5: Aufnahme der Wunde mit Moleculight und Nachweis über eine kritische Koloniasation mit Pseudomonas aeruginosa
Der Patient befand sich bis zum 23.05.2023 in einer Chemotherapie. Am 08.06.2023 kam es zu einer plötzlichen Aphasie und Fazialisparese rechts. Es wurde notfallmäßig eine kraniale Computertomographie (CCT) durchgeführt, hier zeigte sich eine atypische lobuläre Blutung. Am Folgetag zeigte sich in kranialer Magnetresonanztomographie (CMRT) eine septische Embolie mit Formation zweier peripher liegender Aneurysmata, eine konsekutive Blutung hochfrontal links, Infarktdemarkierung lateral temporal rechts und multiple supra- und infratetorielle Mikroabszesse. Der Patient konnte im klinischen Setting stabilisiert werden, das er in eine ambulante Langzeitrehabilitations Einrichtung verlegt werden konnte.
Behandlungsverlauf: Wir übernahmen am 31.10.2023 den Patienten aus einer Berliner Klinik, mit einer umfangreichen Epikrise. Bei Übernahme und dem damit stattfindenden Hautscreening, stellten wir eine Druckulzeration der Kategorie III am Os sacrum fest. Diese war mit einem silikonisierten PU-Schaumverband versorgt. Es fand sich allerdings keine Erwähnung bzgl. der Druckulzeration in der Epikrise. Die Anfangstherapie bestand darin den Wundgrund zu säubern und frei von Fibrinbelägen zu bekommen. Der Patient war außerdem hochgradig kachektisch und schwitzte sehr stark, so dass hier ein hochkalorischer Kostaufbau über die Magensonde begonnen wurde und entsprechender Hautschutz angewendet werden musste, um die ausgeprägten Mazerationen am Wundrand zu beherrschen. Der Dekubitus konnte im weiteren Verlauf gereinigt werden und die Wundgröße reduziert werden. Aufgrund der Begleitdiagnosen und des Diabetes mellitus war hier die Wundversorgung und angestrebte Heilung eine deutliche Herausforderung.
Fazit
Druckulzerationen und Kachexie sind bei Alkoholikern komplexe medizinische Probleme, die eine umfassende Behandlung und Prävention erfordern. Durch eine Kombination aus medizinischer Versorgung, Ernährungsunterstützung, Mobilitätsverbesserung und Suchtbehandlung können die Lebensqualität und die Gesundheit der Betroffenen erheblich verbessert werden.
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Autor:
Sebastian Kruschwitz, Fachbereichsleitung Wundmanagement (Wundexperte/Pflegetherapeut Wunde ICW), Zentrum für Beatmung und Intensivpflege GmbH (ZBI), Franz-Jacob-Str. 40, 10369 Berlin