Hautschutz
Markus Wienand
Konvexe Stomaversorgungsprodukte gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten.1, 2 und spielen in der Stomapflege eine immer größere Rolle. Bisher fanden sie hauptsächlich in der Komplikationsversorgung ihre Anwendung. In den letzten Jahren hat sich der Einsatzbereich zunehmend erweitert. Vor allem seit der Entwicklung soft konvexer Produkte kommen diese, u. a. aufgrund einer besseren Abdichtung, vermehrt auch bei „unproblematischen“ Stomaanlagen zum Einsatz. Gerade dünnflüssige Ausscheidungen von Uro- und Ileostomien können sich ihren Weg, auch bei prominent angelegten Stomata, über kleinste Fältchen und Unebenheiten unter die Hautschutzplatte suchen und auf die Haut gelangen. Für den Erhalt der peristomalen Hautgesundheit ist es allerdings essenziell, dass Ausscheidung von der Haut ferngehalten wird. Besonders in der postoperativen Phase können Leckagen große Auswirkungen auf den Genesungsverlauf haben. Als anekdotische Evidenz galt bisher, in der frühen postoperativen Phase auf den Einsatz konvexer Stomaprodukte zu verzichten. Neueste Untersuchungen belegen allerdings, dass der Einsatz konvexer Stomaversorgungsprodukte zu jeder Zeit während der postoperativen Phase möglich ist.3
Markus Wienand, München
Doch welche Unterschiede gibt es zwischen konvexen und soft konvexen Produkten? Wann ist welches Produkt geeignet? Die Unklarheiten beginnen schon bei den unterschiedlichen Produktbezeichnungen der einzelnen Hersteller.1, 2 Bei der Wahl des richtigen Produktes wird oft nach dem Prinzip Versuch und Irrtum vorgegangen.1
Um Pflegekräften die Auswahl der richtigen konvexen Versorgung zu erleichtern und um eine einheitliche Terminologie zu etablieren, hat sich ein „International Consensus Panel“ aus erfahrenen Spezialisten aus dem Bereich der Stomapflege zusammengefunden und Charakteristiken für konvexe Stomaversorgungsprodukte erarbeitet.4xer Stomaversorgungsprodukte aufgrund neuerer Erkenntnisse in Erwägung gezogen werden.3
Die 5 Charakteristiken der konvexen Stomaversorgung
1. Tiefe
Die Tiefe kann für die Versorgung von Stomata entscheidend sein, die sich in einer Hautmulde oder Bauchfalte befinden. Für den Erhalt der Hautgesundheit ist es ausschlaggebend, dass das Hautschutzmaterial bis an die Schleimhaut des Stomas heranreicht und die gesamte peristomale Haut abdeckt. Nur so können Unterwanderungen mit Ausscheidung vorgebeugt werden. Zu Beginn sollte die geringste notwendige Tiefe gewählt werden, die aber gleichzeitig die bestmögliche Abdichtung erreicht. Die Auswahl sollte danach im Liegen, Stehen und Sitzen überprüft werden, da sich das Bauchdeckenprofil bei Bewegung verändert. Ist das der Fall, kann der zusätzliche Einsatz eines Stomagürtels hilfreich sein, um der Versorgung bei Bewegung mehr Stabilität zu geben. Bei der Verwendung eines Gürtels muss die Haut im Anwendungsbereich regelmäßig auf evtl. auftretende Druckstellen kontrolliert werden.
2. Neigung
Das erhabene Plateau und die Neigung sollten so gut wie möglich zur jeweiligen Situation passen. Entscheidend für eine gute Haftfähigkeit ist die flächige Auflage der Hautschutzmaterialien. Ist die Neigung zu steil besteht die Möglichkeit, dass Teile der Hautschutzplatte nicht auf der Haut aufliegen. An diesen Stellen besteht die Gefahr, dass Ausscheidung unter die Hautschutzplatte gelangen kann. Eine flachere Neigung kann dagegen zur Glättung peristomaler Falten geeignet sein. Die Neigung kann je nach Hersteller unterschiedlich sein.
3. Komprimierbarkeit
Bei der Stomaversorgung ist der Einsatz einer „starren/harten“ Konvexität nicht immer zielführend. In Situationen, in denen zwar eine konvexe Wölbung der Hautschutzplatte gewünscht ist, der dadurch entstehende Druck auf die peristomale Haut aber nicht (bspw. bei parastomalen Hernien), bietet sich der Einsatz einer soft konvexen Hautschutzplatte an. Sie hat die gleiche Tiefe, bringt aber durch einen weicheren Einlagering, welcher die Wölbung aufrecht erhält, weniger Druck auf die peristomale Haut.
4. Flexibilität
In Situationen in denen ein gewölbtes oder unebenes Bauchdeckenprofil vorliegt, kann die Flexibilität der Hautschutzplatte entscheidend sein. Hautschutzplatten erreichen die beste Haftung, wenn sie vollständig auf der Haut aufliegen. Dafür muss die Platte in der Lage sein Wölbungen und Unebenheiten auszugleichen. Zu starre Hautschutzplatten und solche die nicht vollflächig haften, können sich bei unebenen Bauchdeckenprofilen, vor allem bei Bewegung, ablösen.
5. Druckpunkt
Der Druckpunkt ist das entscheidende Charakteristikum bei der Vorsorgung von retrahierten, oder auf Hautniveau liegenden Stomata. Der erwünschte Effekt ist das Anheben des eigentlichen Stomas durch Absenken der peristomalen Haut. Bei retrahierten Stomata wird für diesen Effekt ein höherer Druck benötigt, der durch eine „härtere“ Konvexität erzeugt werden kann. Beim Einsatz konvexer Produkte sollte die peristomale Haut regelmässig, vor allem bei gleichzeitiger Nutzung eines Stomagürtels, auf Druckstellen kontrolliert werden.
Soft konvexe Produkte üben unter dem Druckpunkt weniger Druck aus als konvexe Produkte, weisen aber die selbe Tiefe auf. Der zu erwartende Effekt ist eine bessere Abdichtung. Um Unterwanderungen und die damit verbundenen Komplikationen zu vermeiden, ist der Einsatz soft konvexer Produkte auch bei komplikationslosen Stomata sinnvoll. Entscheidend für den gewünschten Effekt ist, dass sich der Druckpunkt möglichst nah am Stoma befindet.
Fazit
Konvexe und soft konvexe Stomaversorgungsprodukte haben einen breiten Einsatzbereich bei der Stomaversorgung. Aufgrund ihrer gewölbten Form können sie die Stomaversorgung besser abdichten und schützen damit die peristomale Haut vor Unterwanderung von Ausscheidung. Vor allem durch die Entwicklung soft konvexer Produkte erweitert sich der Einsatzbereich der Konvexität. Auch in der frühen postoperativen Phase sollte der Einsatz soft konvexer Stomaversorgungsprodukte aufgrund neuerer Erkenntnisse in Erwägung gezogen werden.3
Autor:
Markus Wienand, Krankenpfleger, Pflegeexperte Stoma, Kontinenz, Wunde, Senior Consultant Clinical Services, Hollister Inc./Dansac GmbH, Riesstraße 25, 80992 München
1 Hoeflok J, Kittscha J & Purnell P: Use of convexity in pouching – A comprehensive rview. J Wound Ostomy Continence Nurs. 2013; 40(5): 506–12
2 Hoeflok J, Salvåadalena S, Pridham S et al. Use of convexity in ostomy care – Results of an international consensus meeting, J Wound Ostomy Continence Nurs. 2017; 44(1): 55–62
3 Colwell JC, Stoia DJ, Emodi K et al. Use of a Convex Pouching System in the Postoperative Period: A National Consensus. J Wound Ostomy Continence Nurs. 2022; 49(3): 240–46
4 Cobb T, Depaifve Y, Quigley M et al. Characteristics of Convex Skin Barriers and Clinical Application – Results of an International Consensus Panel. J Wound Ostomy Continence Nurs. 2021; 48(6): 524–32
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